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Heft 1: Elbsandwiesen

Heft 2: Wohldorfer Wald

Heft 3: Buschkoppel

Heft 4: Tarpenbek

Heft 5: Sievertsche Tongrube

Heft 6: Raakmoor

Heft 7: Güterbahnhof

Heft 8: Höltigbaum

 

Teufelsabbiss

Succissa pratensis L.

Familie: Kardengewächse - Dipsacaceae

TeufelsabbissDen Teufelsabbiss finden wir auf Magerwiesen mit eher basenreichem, immer wieder feuchtem Boden. Die blauen Blüten mit den rosafarbenen, hervorstehenden Staubblättern sind im Spätsommer ein wunderschöner Anblick. Die halbkugeligen Blütenkörbchen erinnern an Korbblütler, da sie auch aus vielen - hier 50-80 - Blüten zusammengesetzt sind. Sieht man sich diese genauer an, stellt man fest, dass es Blütenkörbchen mit nur weiblichen Blüten (nur Stempel und Narben, keine Staubblätter) und solche mit zwittrigen Blüten gibt.

TeufelsabbissBesucht werden sie gern von Bienen und Faltern.

 

Wurzel und Blätter enthalten Saponine, Gerb- und Bitterstoffe und sind aufgrund dieser Wirkstoffkombination leicht abführend und schwach harntreibend. Der Saponine wegen kommt der Teufelsabbiss auch bei Husten als schleimlösendes Mittel zum Einsatz. Schon lange ist er als Heilpflanze bekannt. Leonhart Fuchs schreibt in seinem Kreutterbuch von 1543: „Die wurtzel des Abbiß zerteylt und verzert / darumb in wein gesotten und getruncken / ist sie sonderlich gut zu dem undergerunen blut / so sich von stoffen / fallen / oder schlagen versamlet hatt. Ist auch seer nützlich für die Pestilentz (= die Pest) innerlich und eüsserlich gebraucht / dan so man kraut / blumen  unnd wurtzel / dieweil sie noch grün seind / zerstoßt / und über die Pestilentz beulen legt / zeitigen sie und heylen dieselbigen. Dis kraut ist auch nützlich zu allerley gifft. Die wurtzel in wein gesotten und getruncken / legt den Schmertzen der miter.”
Außer bei Wunden und Pest fand die Heilpflanze auch Anwendung bei Augenleiden.


Würde man eine Pflanze ausgraben, so könnte man vermutlich erkennen, womit der Name zusammenhängt, denn am unteren Ende sieht die Wurzel aus, als wäre sie abgebissen. Der Sage nach hatte sich ein junger Mann dem Teufel verschrieben, um die Heilkräfte aller Pflanzen kennen zu lernen. Es gelang ihm danach, alle Kranken zu kurieren, was den Teufel so ärgerte, dass er ihn erblinden ließ. Der Mann verschaffte sich daraufhin sieben Blütenstängel des Teufelsabbiss' und hängte sie sich als Bündel über den Rücken. Auf diese Weise gewann er sein Augenlicht wieder. In seiner Wut biss der Teufel seitdem allen Succissa-Pflanzen nach dem Johannistag (24. Juni) die Hauptwurzel ab.


Auch der wissenschaftliche Name hängt mit der besonderen Gestalt der Wurzel zusammen, Succissa leitet sich ab von lateinisch succidere = abschneiden.


In Schleswig-Holstein weiß man folgendes Rezept, wenn man Gäste bewirten muss, die man nicht leiden kann: Man wirft Teufelsabbiss unter den Tisch, und schon bald geraten die Gäste miteinander in Streit.

 

Text aus:

Dagmar Wienrich: Botanische Spaziergänge, Heft 5,
Hamburg 2004 (insg. 8 Hefte im Schuber, 224 S.)

 

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